China – ein Land zwischen Tradition und Moderne
Vom 07. – 13.12.2011 durfte ich an einer Gruppenstudienreise in die beiden größten Metropolen Chinas teilnehmen, nach Peking (Beijing) und Shanghai – zwei ganz unterschiedliche Städte mit unterschiedlicher Geschichte, die eine Regierungssitz und Verwaltungshauptstadt mit reichen Kulturschätzen, die andere geprägt von kolonialer Vergangenheit und reich geworden durch Handel mit internationalem Flair. Wer heute China bereist, trifft überall auf diesen Gegensatz: da erlebt der Besucher im Kaiserpalast oder im Himmelstempel der Hauptstadt Relikte eines über 800 Jahre währenden Kaiserreichs mit alten, verwurzelten Traditionen und Riten, bestaunt die Baukunst der alten Meister, lauscht andächtig den Ausführungen des Reiseleiters und ist beeindruckt vom Ausmaß dieser Anlagen wie auch vom gut erhaltenen Zustand. Nebenan, auf dem Tiananmen-Platz, merkt man an der Präsenz Dutzender Wachsoldaten und Überwachungskameras, dass man sich auf einem geschichtsträchtigen Platz befindet, auf dem Aufstände und Revolutionen mehrmals in der jüngsten Vergangenheit blutig niedergeschlagen wurden.
Die Hauptstadt Peking selbst gibt sich heute weltoffen mit glitzernden Wolkenkratzern und modernen Stadtautobahnen, aber auch den negativen Folgen des rapide zunehmenden Verkehrs: verstopfte Straßen und lange Staus. Die Olympischen Sommerspiele 2008 sollten der Welt zeigen, dass sich China als Land mit moderner Infrastruktur präsentieren kann. Auch heute kann man die Olympischen Stätten besichtigen auf einem riesigen Areal, auf dem vor allem die markanten Bauten des „Vogelnestes“ (Olympiastadion) und der Schwimmhalle hervorstechen.
Ein Besuch der „Hutongs“, der alten chinesischen Viertel im Zentrum Pekings, die noch nicht dem Hochhausbau gewichen sind, zeigt uns eine ganz andere Welt: hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir besuchen eine chinesische Familie, die uns mit traditionellen Speisen bewirtet und aus ihrem Alltag und aus ihrer Familientradition berichtet.
Der Lamatempel ist eine der am besten restaurierten Sehenswürdigkeiten Pekings und beherbergt u.a. eine 18 m hohe, aus einem Stamm geschnitzte Statue des Buddhas Maitreya.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Ausflug am 3. Tag nach Norden zur Großen Mauer. Hier bei Badaling, etwa 80 km nördlich von Peking, befindet sich ein sehr gut erhaltenes Teilstück dieser gigantischen Befestigungsanlage. Wir haben heute einen eiskalten Nordwind, der die Temperatur auf gefühlte minus 15 Grad absinken läßt, dennoch bewältigen fast alle Teilnehmer den teils steilen Anstieg zu einem der oberen Wachtürme, der uns eine phantastische Sicht über den Verlauf der Mauer auf den Hügelketten bietet.
Nach 3 Übernachtungen in einem guten, zentral gelegenen Hotel in Beijing besteigen wir am Sonntag, den 11. Dezember mittags den brandneuen Schnellzug nach Shanghai, der die Strecke von 1318 km in knapp 5 Stunden bewältigt, d.h. man gleitet bei einer Geschwindigkeit von ca. 306 km/h in der Spitze angenehm dahin und sieht die Landschaft durch große Panoramafenster vorbeirasen.
Shanghai empfängt uns als moderne Metropole und boomende Hafenstadt, der man das koloniale Erbe vor allem bei einem Bummel auf dem Bund ansieht, der etwa 1 km langen Flaniermeile am Huangpu-Fluss, von der aus man die Hochhäuser des Geschäftsviertels Pudong betrachten kann.
Diese Promenade ist vor allem am Abend sehr reizvoll, wenn die beleuchteten Boote und die glitzernde Silhouette des Fernsehturms und der Wolkenkratzer von Pudong eine wundervolle Kulisse bilden. Auf der anderen Seite der Promenade die beleuchteten Jugendstilhäuser aus den 1920er-Jahren, als Shanghai das „Paris des Ostens“ genannt wurde.
Am nächsten Tag ein besonderes Highlight: wir dürfen Shanghai per Rad erkunden! Die Tour führt uns, begleitet von einem einheimischen Guide, quer durch die Stadt, entlang des Huangpu-Flusses, zum Bund, wir fahren durch malerische Altstadtviertel, sehen die restaurierten, sehr schmuck hergerichteten Holzpagoden und Tempel, die einen schönen Kontrast bilden zum modernen Pudong.
Aber weil die Moderne auch ihr Recht hat, fahren wir am Nachmittag auf in den 88. Stock des Jin Mao Towers in Pudong, von wo aus sich uns ein wunderschöner Rundblick über große Teile Shanghais bietet.
Nach 2 Nächten im französischen Konzessionsviertel von Shanghai heißt es: Abschied nehmen! Im Transrapid sausen wir am Dienstag vormittag in 8 Minuten zum Flughafen Shanghai – immerhin 30 km! Hier zeigt uns China noch einmal seinen technischen Fortschritt.
Ein langer Flug von 12 Stunden bringt uns am Dienstag wieder zurück nach Frankfurt.
Fazit: Eine faszinierende Reise ins alte und ins moderne China – mit vielen Eindrücken und dem Wunsch, dieses große Land wieder einmal zu besuchen, denn China ist weit mehr als diese beiden Metropolen.